Der Eindringling, ein Gedicht 

zur Verfügung gestellt von Chaymae Ilham

Ich habe mir in dir ein Zuhause genommen.

Hier bin ich. Hier bleibe ich.

Du kannst kämpfen, schreien, fliehen, ich werde nicht gehen.

Du versuchst, mich zu kontrollieren. Mit Tabletten, jeden Tag, Stunde für Stunde. Kleine Pillen, die wie Schlüssel zu deinem Körper wirken. Ohne sie würdest du schneller spüren, wie sehr ich dich im Griff habe. Mit ihnen gewinnst du Zeit. Aber diese Zeit gehört dir nicht. Sie ist geliehen, erkauft mit Nebenwirkungen und Abhängigkeit.

Du weißt genau, was ich meine. Zu früh genommen und die Wirkung verpufft. Zu spät und ich reiße dich nieder, lasse dich zittern, stolpern, stocken. Du bist gezwungen, nach ihrem Takt zu leben. Dein Tag ist kein freier Tag mehr. Er ist getaktet wie ein Käfig: Essen, Schlafen, Gehen. Alles hängt davon ab, wann die nächste Tablette wirkt.

Und die Tabletten sind keine reinen Helfer. Sie machen dich auch müde, rauben dir den Schlaf, treiben dein Herz, verändern diene Stimmung. Sie geben dir Beweglichkeit, ja aber sie nehmen dir Ruhe. 

So bist du gefangen, ich auf der einen Seite und sie auf der anderen. Und du in der Mitte, der jeden Tag neu aushalten muss. Du lebst in einem Dreieck, in dem keiner von uns nachgibt. Ich drücke dich nieder. Sie ziehen dich hoch. Du bist der, der ständig neu kämpfen muss. 

 Ich werde bleiben. Ich werde schwerer werden. Die Tabletten werden bleiben. Auch sie werden dich fordern, dich schwächen, dich manchmal retten. Aber du bist der Einzige in diesem Käfig, der wirklich entscheidet, ob er zerbricht oder weitergeht.

Du kannst mich hassen, du kannst mich verfluchen. Ich verstehe es. Aber du wirst auch weitergehen. Du wirst mich tragen müssen. Tag für Tag. Und vielleicht wirst du dabei stärker, als du jemals geglaubt hast.

Ich bin Parkinson.

Und ich lasse dich nicht mehr los.